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Reisebericht
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Der Flug durch die Nacht war ruhig. Europa hell erleuchtet. Jede größere Stadt zu orten. Auch die Kontur der nordafrikanischen Küste ist zu ahnen. Dann Dunkelheit, bis Sonnenaufgang kurz vor der Landung. Die Landschaft unter uns wüstenhaft. Kein Haus, kein Flughafen zu sehen. Erst beim Aufsetzen spüren wir, da ist doch eine Landebahn. Zu hause haben wir einen Bushcamper reserviert. Vierradantrieb und geschlossenem Aufbau. Die Übergabe gestaltete sich ein bisschen schwierig. Das kleine Schild des Übergabemannes hatten wir übersehen. Etwas verspätet ging es los. Zur Harnas Farm, etwa 300 km. Am späten Nachmittag kamen wir an. Fünf Nächte wollten wir bleiben, im Bushcamper. Es waren nur Zwei. Denn es wurde ein Cottage frei. Das haben wir genommen. Die Harnas Farm. Schon einige Jahre wussten wir von der Tier schützenden und pflegenden Funktion der Farnleute. Nun wollten wir dabei sein, wenn auch nur für einige Tage. Als wir ankamen war schon ein VOX-Kamerateam und Dr. Wolf der Sendung "hundkatzemaus" auf Harnas. Sie drehten Filmsequenzen, die auch schon gezeigt wurden. Hier ein paar Anekdoten der dort lebenden Tiere.

Fangen wir an mit einer Warzenschweindame. Als wir uns ihr näherten schmiss sie sich auf die Wiese, die Beine von sich gestreckt und wollte gekrault werden. Das hat sie sich von Hunden abgeschaut, meinte die Farmersfrau. Das in der Wildnis allein aufgefundene Zebrafohlen. Alle wollten es gerne mit der Milchflasche füttern. Auch wir. Dafür kniff es einem schon mal in den Hintern. Die Gazelle, die mit einer Schussverletzung des Hinterbeines gefunden wurde, wohl verheilt aber nicht mehr auszuwildern. Das kleine Rhesus-Äffchen. Blind aufgefunden. Als ich es auf dem Arm hatte und die kleinen Händchen durch mein Gesicht tasteten um mich zu erkennen, kamen mir fast die Tränen. Die Streifenmangusten. Fast ausgestorben aber mit Geduld eine Population neu aufgebaut. Beschlagnahmt von Leuten die sie im Haus halten wie Katzen. Jedoch zur Schlangenabwehr. Eines besonders auf Menschen geprägt. Es versucht jede erreichbare Tasche zu öffnen um an Leckerchen zu kommen. Putzige Erdmännchen. Während die Horde Insekten jagt mustert mindestens eins die Umgebung um Feinde zu entdecken. Wenn man sich neben sie setzt schauen sie kurz herüber. Keine Gefahr, dann ist man für sie Luft. Und dann die wunderbaren Geparde. Noch immer werden sie von weißen Farmern verfolgt und getötet. Es ist nicht mehr erlaubt aber sie tun es trotzdem. Manche Gaparde werden in Fallen gefangen und dann nach Harnas gebracht. Sie werden außerhalb in großen Gehegen gehalten um sie nicht an Menschen zu gewöhnen. Eventuell kann man sie irgendwann auswildern. Zwei von ihnen waren als Welpen nach Harnas gekommen und großgezogen worden. Sie sind auf Menschen geprägt und können nicht ausgewildert werden. Genau das aber hat es uns ermöglicht sehr nahe an diese wunderbaren Wesen heranzukommen. Wir konnten sie streicheln und ihr Fell bürsten, was sie sehr genossen und dabei schnurrten wie ein Kätzchen. Weiter wollen wir noch die Paviane erwähnen. Eine muntere Affenhorde deren Einzeltiere geschunden und verletzt ankommen weil sie oft aus Autos heraus beschossen werden. Ein Vergnügen vieler Weißer. Letztendlich die Löwen, Leoparden und Wildhunde ohne Zukunft.

Am 7. September haben wir Harnas verlassen um Namibia landschaftlich zu erkunden. Unser nächstes Ziel war die Etosha-Pfanne. Der frei lebenden Tiere wegen. Auf der Fahrt dorthin hatten wir die erste Reifenpanne. Kurz vor Sonnenuntergang. Noch im Hellen konnten wir die Reifen wechseln und ein Hotel in Otjiwarongo erreichen. Zwei Tage sind wir in der Etosha-Pfanne von Wasserloch zu Wasserloch gefahren. Fast alle Steppentiere sahen wir aber kein Nashorn. Nun wollten wir die Küste sehen. Vor allem die Seelöwen auf Cape Cross. Man warnte uns, geht nicht dorthin wenn der Wind von See weht. Es stinkt bestialisch. So war es. Aber der Wind kommt wohl immer von See her. Was soll es, wir haben überlebt. Swakopmund. Eine Stadt vom Reißbrett. Man spricht Englisch aber auch noch viel Deutsch. Ein Schweizer bei dem wir übernachteten. Der uns guten südafrikanischen Wein kredenzte. Und uns für die nächste Nacht auf einer einsamen Farm anmeldete. Die wir an diesem Tag nicht erreichen konnten weil der zweite Reifen streikte und wir zurückfahren mussten. Einen Tag später als geplant kamen wir auf dieser Farm an. Elektrizität nur zwei Stunden über Aggregat aber sehr schön zwischen zwei Gebirgsausläufern gelegen. Sonnenuntergang, völlige Ruhe, ein kühles Bier ( Aggregat ). Was kann schöner sein? Dann der Namib Naukluft Park. Roter Sand, Dünen wohin man schaut. Eine Straße mitten hinein. Genau hier haben wir den Vierradantrieb gebraucht. Wir steckten fest konnten uns aber herauswühlen. Über Helmeringhausen, drei Häuser ein Hotel, kommen wir nach Lüderitz. Einsam auf Felsen und an einem natürlichen Hafen gelegen. Südlich von Lüderitz das Diamant-Sperrgebiet. 20 km vor Lüderitz Kolmanskoppe. Einst gegründet um Diamanten zu schürfen.Bald schon verlassen wegen Fundlosigkeit. Tagestour gen Osten nach Keetmanshoop. In der Nähe Giands Playground. Eine faszinierende Granitlandschaft mit interessanten Quiver-Trees ( Aloe-Bäume ). Am folgenden Tag zum Fish River Canyon. Nach Grand Canyon in USA der Zweitgrößte. Einige Tage bevor wir ankamen verschwand ein Deutscher im Canyon. Seine Frau wartete am Canyon-Abstieg. Tod oder Abgesetzt, wer weiß? Dann war es Zeit nach Windhoek zu kommen. Einige Tage wollten wir noch in dieser Stadt verbringen. Kurz vorher eine Pause einlegen. Also war der nächste Rastplatz fällig. Als wir standen und ausstiegen, hörten wir ein zischendes Geräusch. Ein Reifen! Platt!!! Der dritte Reifenwechsel! Nun wollten wir nur noch zurück. Die Karre für den Rest des Urlaubs stehen lassen. Wir hatten Glück! In einem guten, etwas abseits gelegenen Hotel haben wir die restlichen Tage verbracht. Der Rückflug tagsüber war genau so interessant wie der Hinflug. Nach Norden, angefangen mit Wüste, mit Steppe, mit Dschungel und das Gleiche rückwärts. Über der Sahara. Langer Überflug. Wer mag da leben müssen. Als das Mittelmeer auftaucht fühlen wir uns zu hause. Wir kommen an. Glücklich alles erlebt zu haben.

Dirk und Barbara
















 
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